Mit der Unterzeichnung der Nutzungsverträge wird der weitere Weg für den Ausbau der Windenergie in der Gemeinde geebnet. Doch wie geht es jetzt weiter?
Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, muss auch in Baden-Württemberg der Ausbau mit erneuerbaren Energien weiter vorangetrieben werden. Laut Klimaschutzgesetz sollen zwei Prozent der Regionsfläche hierfür gesichert werden, nach Vorgaben des Bundes 1,8 Prozent für die Windenergie. Der Regionalverband Neckar-Alb ist dabei verpflichtete, die Flächen hierfür zu sichern. Bis Ende 2025 sollen die Teilfortschreibungen rechtskräftig vorliegen.
Die Bundes- und Landesziele habe man in Römerstein sehr ernst genommen, sagte Bürgermeisterin Anja Sauer, als am Dienstag die Nutzungsverträge mit den beiden Projektplanern EnBW und Schöller SI GmbH unterzeichnet wurden. Neun bis zehn Windenergieanlagen seien theoretisch auf dem Pool-Gebiet der EnBW (Gemarkung Zainingen) und zwei bis vier auf dem der Schöller GmbH (Gemarkung Donnstetten) möglich, so die Vertragspartner.
Seit langem laufen viele Gespräche
Von Anfang an sei es darum gegangen zu agieren statt zu reagieren und bei der Flächenausweisung mitzuwirken. Nur so sei es möglich gewesen, die Wünsche und Ziele der Gemeinde miteinfließen zu lassen, erklärte Sauer. Gerade was die Windenergie betrifft, gilt Römerstein als guter Standort, auch bei den Projektierern, weshalb es seit Bekanntwerden des Regionalplans einige Bewerber gegeben hatte. Etliche Verhandlungen, Gespräche und Zusammenkünfte haben seit 2022 stattgefunden, nicht nur mit möglichen Vertragspartnern. Eine öffentliche Informationsveranstaltung, Diskussionen und Beschlüsse im Gemeinderat, Dialoge mit verschiedenen Interessensgruppen und Kritikern, aber auch betroffenen Bürgern und Eigentümern hat es gegeben. Auch das Architektur- und Stadtplanungsbüro Künster war mit von der Partie und kümmerte sich im Auftrag der Gemeinde um notwendige Planungen. Selbstfindung sollte stets vor der Fremdbindung stehen, erklärte Clemens Künster. Römerstein sei hier vorbildlich vorgegangen.
Leidenschaft und große Ziele
„Unsere Aufgabe ist es, die Lebensqualität zu steigern“, erklärte Willi Schöller, CEO von Schöller SI, der gemeinsam mit Geschäftsführer Ersah Öztürk vor Ort war. Die Wertschöpfung sei die Leidenschaft der Firma und viel Freude mache die Arbeit dann, wenn die Bürgermeister vor Ort sich als solche Gestalter präsentieren wie Anja Sauer. „Jetzt können wir starten, auf einem Fundament, das eine gute Basis bildet“, so Schöller.
„Wir sind aktiv aus dem Atomstrom ausgestiegen und aktiv aus dem Kohlestrom ausgestiegen“, sagte Michael Soukup, Teamleiter für den Bereich Windkraft Süd der EnBW. Aussteigen bedeute woanders einzusteigen, und hier hätte sich die EnBW große Ziele gesetzt.
Noch viel zu tun, bevor sich die ersten Rotorblätter drehen
Nun sind die Nutzungsverträge für die Gebiete im östlichen Teil von Römerstein unterschrieben. Der Bau der 160 bis 199 Meter hohen Windräder, deren Rotorblätter einen Durchmesser von bis zu 180 Metern haben, wird aber dennoch nicht so schnell erfolgen. „Wenn alles gut läuft, wird es bestenfalls 2026/2027, bis sich ein erstes Windrad dreht“, erklärt Soukup in Bezug auf die zeitlichen Pläne. Schöller SI rechnet mit einer ersten Aufstellung sogar noch ein Jahr später, da das Gebiet unter anderem wegen weiteren Umweltprüfungen eine größere Herausforderung darstellt. Aber „wir sind es gewohnt, dicke Bretter zu bohren“, sagt Schöller.
„Die Projektentwicklung ist die Königsdisziplin“, sie ähnle dem Zehnkampf in der Leichtathletik, erklärt Willi Schöller. Zwar haben viele Planungsprozesse teilweise schon parallel stattgefunden, und auch Vorabstimmungen mit dem Regionalverband sind bereits gelaufen, dennoch stehen jetzt weitere Untersuchungen an – zum Beispiel Windmessungen, Bodenproben und weiterführende Immissionsschutzgutachten. Zudem würden Bundeswehr und Wetterdienst mögliche Einwände erst relativ spät im Verfahren bekannt geben. Doch für Schöller SI und die EnBW ist es nicht die erste Planung von Windenergieanlagen. Dass hier keine Windräder gebaut werden können, sei zwar theoretisch möglich, praktisch aber ziemlich sicher nicht der Fall. Eine Genehmigung erteilt letztendlich aber das Landratsamt.
Vertragsgespräche mit vielen Grundstückseigentümern stehen an
Ein bis eineinhalb Jahre werde jetzt also viel passieren, allerdings im Hintergrund. Auch Gespräche mit Grundstückseigentümern und hoffentlich entsprechende Vertragsabschlüsse würden noch anstehen. Die EnBW hat damit bereits begonnen. Zirka 400 Eigentümer sind es in diesem Gebiet, das entspricht zehn Prozent der Bevölkerung. Etwa 100 in dem von Schöller SI. Durch die Pool-Verträge, die gleiche Vertragsbedingungen für alle schaffen, hätte sich eine breite Akzeptanz ergeben, so die EnBW. Wie hoch die Pacht genau ist, wurde nicht beantwortet. Nur so viel: „Ein sechsstelliger Betrag, mit einer Eins davor.“
Windkrafträder könnte es zukünftig in Römerstein geben. Neun bis zehn würde die EnBW gerne bauen, zwei bis vier Schöller SI. Das erste wird sich aber nicht vor 2026/2027 drehen.
© SWP, Römerstein 12. März 2024 | Ein Artikel von Karolin Müller